Abgelenkt

Der langweilige Blog eines langweiligen Schriftstellers.

Samstag, Juni 30, 2007

Stand der Dinge

Weiß schon ziemlich lange bescheid, hatte aber nicht die Lust und auch nicht die Minuten es hier reinzuschreiben.

Ich kenne den Verunglückten schon lange, hab mit ihm nur selten mal gesprochen und einmal Tischtennis gespielt. Er ist einer der vielen Sifflinge die in meiner Gegend herumhängen und der dem regelmäßigen Spaziergänger eigentlich auch bekannt ist. Der Plot:
Stockbesoffen macht er sich auf den Weg nach Hause. Der Angler von dem ich euch im vorigen Eintrag erzählt habe, bat den Besoffenen kurz auf seine Angelausrüstung aufzupassen, während er sich hinter ein Stromhäuschen stellen und pissen wolle. Jetzt wurde der zum aufpassen rekrutierte angeblich noch dabei gesehen wie er sich im See die Hände waschen wollte (spätestens jetzt weiß man dass der Motherfucker total dicht war, denn der See macht eher schmutzig als sauber). Bei diesem Waschakt schien er nun ins Wasser gefallen und zu kirre gewesen zu sein, sich wieder ans Ufer zu retten, was an der vermuteten Stelle eigentlich kein großer Akt gewesen wäre. Vom Schiffen zurück bemerkt der Angler dass der Typ weg is. Die Taschenlampe wird gezückt und die Seeoberfläche durchleuchtet. Ich weiß wie das ist, ich habe so einmal nach dem Schlüsselbund meiner Nachbarin gesucht und man sieht nichts in dieser beschissenen Brühe. Er ruft die Polizei, es ist ungefähr nach halb elf in der Nacht. Wenn er wirklich in den See geflogen ist, muss er dort schon lange Zeit auf Tauchstation gegangen sein als der erste Streifenwagen ankommt. Mit mehreren Taschenlampen wird weitergesucht. Nichts. Die letzten Wellen seines heimlichen Todeskampfs zerteilen sich ohne dass es jemanden auffällt. Feuerwehr, man findet ihn, Krankenwagen, den Rest kennt ihr. Wie funktioniert Ertrinken? In einem Erste-Hilfe-Kurs habe ich gelernt: Ertrinken ist nichts anderes als das Einatmen von Flüssigkeit. Das Verkrampfen der sogenannten Stimmritzen folgt und weiteres Eindringen von Wasser in die Lunge wird dadurch verhindert. Dank dem eintretenden Sauerstoffmangel wird das Opfer bewusstlos, man nennt das Trockenes Ertrinken. Während der Bewusstlosigkeit lockern sich die Stimmritzen und Wasser dringt in die Lunge (ich glaube das nennt man dann auch wirklich Feuchtes Ertrinken). Die Lunge des Säufers der ersoffen ist, war voller Wasser...

Er hinterlässt eine Tochter die ein wenig älter ist als ich und ein Enkelkind dass seit kurzem in die Schule geht (etwas das seine Mutter lange versäumt hat und lieber mit besserer Nachsicht verfolgt hätte). Tage zuvor sprach der Typ noch mit meiner Oma und sagte ihr wie froh er darüber sei, dass er endlich eine Arbeit fand um seinem Enkel etwas kaufen zu können. Mein Mitgefühl ist bei diesem Kind und nur bei ihm. Mit seiner Mutter und ihrem "vögelfreien" Lebensstil gestraft, verlor er nun auch seinen Opa der wahrscheinlich als einziger Liebe in sein Leben brachte. Kann man Selbstmord ausschließen? Ich weiß nicht, er hatte in den letzten Tagen vermehrt mit der Polizei zu tun, schätze ihn aber als zu lebensfroh ein, trotz schwerwiegender sozialer Probleme. Keine Ahnung was ich von diesem Unglück halten soll. Vielleicht hilft es seinen Säuferkollegen sich ein klein wenig am Riemen zu reißen. Zumindest einer von ihnen ist heute noch erschreckend nüchtern. Und der Angler, der saß bis heute Morgen noch erfolglos am Angeln und stellte sich vor, wie er einen Fisch in der Größe des Ertrunkenen aus den See ziehen würde. Und ich habe von Weitem eine Leiche gesehen. Versteht mich nicht falsch, ich sehe ständig Leichen, aber die bewegen sich noch und tun so als seien sie lebendig, schreiben erfolgreich Bücher oder führen einen Blog. Das hier ist das wahre Leben und keine erfundene Geschichte. Schaltet eure von der Medienflut angelernte Taubheit ab und fühlt euch in dieses Schicksal hinein. Ziemlich Scheiße gelaufen, was? Bleibt weg vom Alkohol. Man kann auch bescheuert drauf sein ohne das Zeugs, schaut mich an.

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Freitag, Juni 29, 2007

Selbstmord(versuch)?

Jeder meiner Mitbürger weiß vom Kulturfest, das am kommenden Sonntag am Neutraublinger See stattfinden wird. Im Vorfeld wurde bereits rund um das Seegelände mit dem Bühnenbau begonnen. Durch mein gekipptes Fenster meinte ich sogar schon gegen Abend einen Soundcheck zu vernehmen. Es ist aber durchaus möglich dass das Hotel am See wieder für eine Hochzeitsfeier oder dergleichen herhalten muss und eine Band laut spielt. Wie dem auch sei, als Resultat meiner Spekulationen wunderte es mich nicht, dass eine Privatperson mit einer Taschenlampe über den See leuchtete ("vielleicht nur'n Werkzeug verloren"). Stutziger wurde ich als die Polizei hinzukam und sich Feuerwehr-Sirenen zum immer noch präsenten "Soundcheck-Gedudel" gesellten. Was zum Henker ist los?
Ich sitze die ganze Zeit über vorm PC und sehe zu wie eine Frau einen in ihren Arsch geschobenen Football aus verschiedenen Kamerawinkeln rauskackt. Als das Video endet schaue ich nach rechts, raus zum Fenster. Verstörendes Farbspiel von Blau- und Warnlicht. Taschenlampen flimmern über die Seeoberfläche. Ein Streifenwagen, zwei Feuerwehrautos. Ist ein Kind ins Wasser gefallen? Meine Hand reißt die Schublade meines Schreibtischs auf und tastet planlos nach der Digitalkamera als ich bemerke, dass der Schein meines Monitors nicht reicht um genug sehen zu können. Da ist sie. Wenigstens ein Bild vom Fenster aus, dass man im Blog veröffentlichen kann. Batterien sind leer. Ich weiß wo neue sind, lasse es aber und schäme mich dafür, ein Foto schießen zu wollen. Ich gehe nach draußen. Eine Gruppe volltrunkener Abiturienten torkelt an mir vorbei und brüllt Sauf-Lieder. Die halbe Nachbarschaft starrt aus den Fenstern. Damit niemand denkt ich ginge zum Gaffen raus, mache ich einen kleinen Umweg. Von der anderen Seite des Sees aus, kann ich beobachten wie vier Männer einen leblosen Körper die Stufen vom Steg zum Gehweg hochtragen. Menschen stürmen zur Unfallstelle. Die Polizei weist zurecht und droht. Ich stehe da und komme mir vor ein arschgefickter Schaulustiger, wie ein todesgeiler Snuff-Fetischist, kurzum: Mein Geist rät mir umzudrehen und mein Gesicht zu wahren; meine Füße streifen sich an meinem Gesicht ab und tragen mich soweit hinein, dass ich gerade noch etwas sehen kann. Was will ich sehen? Dass dieses Arschloch, wer immer es auch ist, diese Scheiße überlebt.
Sanitäter wechseln sich bei der Herzdruckmassage ab. Von Mund-zu-Mund-Beatmung bekomme ich nichts mit. Zu meiner Verwunderung also keine Herz-Lungen-Wiederbelebung? Notärzte, Polizei und Feuerwehr waren anwesend, also vertraue ich einmal auf deren Fachwissen und Technik. Eine Gruppe von Russen steht nahe am Unfallplatz und einer zückt die Handykamera. Von einem Polizisten am Fotografieren gehindert werden Sie des Platzes verwiesen. Ich höre Passanten sagen dass einer bemerkt hätte, dass ein anderer runter zum See ging und nach einiger Zeit nicht mehr zurückkam. Im Wasser schwimmt ein Schlauchboot. Die Sanitäter wechseln sich bei der HLW mit Leuten der Feuerwehr ab. Zwei halten einen Teppich hoch um dreisten Gaffern die Sicht zu versperren. Vier gelbe Entenkücken schwimmen von ihren Eltern getrennt in Richtung Leben-und-Tod-Theater und rechnen wohl mit ein paar Brotstücken. Der Wiederbelebungskampf dauert lange. Ich nehme die Hände aus der Tasche, falte sie - zuerst zögernd, dann heimlich, für niemanden sichtbar - zum Gebet und frage mich was dieser Vollidiot da unten gesucht hat. Kurze Piepgeräusche gefolgt von einem langanhaltenden Pfeifton. Die Szenerie wiederholt sich einige Male bis eine Ferno-Trage neben den leblosen Körper geschoben wird. Ein Mann von dem ich nicht weiß ob er Sanitäter oder Feuerwehrler ist, setzt die Herzdruckmassage fort während alle anderen Helfer sich zerstreuen und es sieht so aus als ob er seine eigenen Pump-Bewegungen gar nicht mehr aktiv wahrnimmt. Ein Mann nur mit Unterhose bekleidet setzt sich pitschnass neben einen Feuerwehrwagen. Er bekommt nach wenigen Sekunden einen Mantel umgehängt und steigt langsam ins Auto. Ich denke dass es ein Mann ist, den sie auf die Trage heben. Hat er seinen Arm angehoben? Ist er am Leben? Er wird in den Krankenwagen geschoben. Dort setzt man die Herzdruckmassage fort. Mit Fragen im Kopf verlasse ich den Schauplatz. Das wäre nicht das erste Mal dass sich jemand im See ertränkt. Meine Oma, ja sogar fast meine ganze Familie hat vor vielen Jahren zufällig einmal eine "angeschwemmte" Leiche gefunden und mein derzeitiger Chef hat mir vor einigen Wochen gesagt, dass es vor meiner Zeit fast jährlich solche Fälle hier gegeben hätte. In dem Viertel in dem ich wohne horcht man schon nicht mal mehr auf, wenn einer sagt, dass ein anderer sich umgebracht hätte. Erhängen und Ertränken liegen ungefähr gleichauf und mir reichen meine zwei Hände nicht mehr zum Aufzählen mir bekannter Fälle. Nirgendwo anders wüsste ich Ähnliches. Selbstmorde scheinen sich aus einen mir unerfindlichen Grund in meiner näheren Umgebung zu konzentrieren. Mit Selbstmord bin ich fast schon aufgewachsen. In meinem Familienstammbaum gibt es einige Suizide. Aber bis jetzt ist ja noch nicht einmal gesagt ob es heute - nein, ich korrigiere mich, es ist vor mehr als einer Stunde, also noch gestern passiert -, ob es gestern wirklich Selbstmord war. Mein Opa meinte dass ein Angler dort in der Nähe gesessen sei und bekannt dafür ist, die ganze Nacht durchzuangeln. Ob der's war? Unfall? Besoffen vom Stuhl gefallen? Selbstmord weil wieder kein Hecht am Haken war? Soweit ich mehr weiß schreibe ich darüber. Im Moment dürfte ich mal wieder der Erste sein, der von so'ner Scheiße öffentlich berichten konnte. Zweifelhafte Ehre?


Noch was:
Mit meiner Gaffer-Aktion habe ich keine Rettungskräfte behindert. Aber wie verhält man sich eigentlich bei so einem Vorfall? Ich wollte wirklich nur sehen dass dieser Scheißdepp überlebt und bei Gott, ich betete sogar für ihn (das erste Mal seit langem, die Effektivität sei mal dahingestellt). Warum komm ich mir dabei nur so schrecklich beschissen vor? Bin ich Opfer der Sensationsgier? Wäre es moralisch besser gewesen zu Hause am Fenster mit einem Fernglas zu stehen? Irgendetwas sagt mir dass ich aus Respekt lieber wegschauen sollte, außer ich habe die Möglichkeit aktiv zu helfen. In einem früheren Eintrag habe ich es schon gesagt: Es ist wichtig mit Erste-Hilfe-Maßnahmen vertraut zu sein. Kauft euch Bücher, besucht Kurse (sind meistens umsonst) und frischt ggf. euer Altwissen auf! Diese Bequemlichkeit von der ich selbst nicht verschont bin und die uns davon abhält, uns einmal ein paar Stunden mit dem Thema Erste Hilfe zu beschäftigen, ist ein dicker Batzen Scheiße! Vielleicht werden wir unser ganzes Leben nie in die Situation kommen aktiv Erste Hilfe leisten zu müssen um ein Leben zu retten, ich möchte aber nicht zu denen gehören, die vollkommen planlos an eine Unfallstelle kommen und nicht wissen, wie man ein herausgefallenes Gehirn wieder richtig rum einsetzen muss. Ernsthaft, fragt euch selbst wie viel ihr über den Scheiß wisst. Ich möchte nicht verrecken nur weil so ein faules Arschloch nicht weiß wie es mich zu retten hat! Ich zieh mir jetzt das Football-Kacken nochmal rein und geh dann ins Bett. Sinn- und Rechtschreibfehler könnt ihr auf einen Football schreiben und euch in den - ihr wisst schon...

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Erlaubnisanfrage

Wenn mein Counter da unten nur annähernd Recht hat mit seinen Zahlenangaben, ist es dann erlaubt sich als Blogger so viel Zeit für eine Aktualisierung zu lassen? Nein ist es nicht! Als Schreiberling ist es immer schön zu sehen, dass man mehr als drei Kumpels anspricht. Ich bin für jeden Besucher überaus dankbar und möchte auch jedem Einzelnen etwas bieten. Arbeit und Studium sind nur nicht gerade hilfreich dabei, die vielen Gedanken zu sammeln und ihnen eine verständliche Blog-Form zu verleihen. Ich habe so viel zu tun und nichts über das ich nachdenken kann! (Songzeile einer befreundeten Band die sich leider aufgelöst hat)
Ich kann wartenden Besuchern nur den Tipp geben, dass es jede Menge ältere Posts gibt, die noch gelesen werden können. Ich wäre tieftraurig wenn mein Counter zum stehen kommen würde, bloß weil ich keine Zeit zum Schreiben habe. Logische Konsequenz: Der letzte Eintrag dieses Blogs, eine Art "Abschiedsbrief" ('Sagt Papa dass er nicht Schuld dran ist...') bevor ich mir eine halboffene Schere in den Hals ramme und bis zum Tode literweise Salzwasser trinke (es muss schmerzhaft sein!). Zu blöd dass das dann keiner mehr lesen wird, weil ich zuvor alle Besucher mit meiner Lahmärschigkeit vertrieben habe...

PS1: Klickt euch mal durch meine Link-Liste. Alles Spitzenblogs!
PS2: Hab mir'n neuen Counter drauf gemacht (gleiches Design). Mal schaun ob jetzt immer noch so krasse Sprünge drin sind. Nicht dass es mich stören würde, ich will's nur nicht glauben dass so viele Leute meinen beschissenen Blog besuchen...
Die Zahl der Profil-Klicks hat mich genauso verwundert.

Gibt es euch wirklich da draußen, VIEL LIEBE von mir an euch. Und noch einmal Danke (vor allem für eure Geduld mit mir).

Donnerstag, Juni 14, 2007

Mann möchte

...Nachdenkliches schreiben weil er wieder vermehrt nachdenkt, über das Leben, die Liebe und die Lust(losigkeit). Na dann schreib mal!
Oder warte, vielleicht zur Inspiration erst noch das hier lesen => Motherfucking Guts for your sister (für alle die niemals Fight Club gelesen haben und auch sonst nicht wissen wer zum Teufel dieser Palahniuk ist, wobei ich zugeben muss, ich kannte den Kerl selbst erst nachdem ich den Film sah)

>>Die Kurzgeschichte "Guts" sorgte auf Palahniuks Lesungen für Aufregung, da bei mehreren Vorlesungen insgesamt 73 Leute ohnmächtig wurden.<< Das müsste ich leicht toppen können wenn's denn stimmt. Tolle Idee jedenfalls.

N-Joy!

(und was zum Teufel is eigentlich mit meinem arschgefickten Counter los!!!? hab doch gar keinen hit-counter eingestellt! ... Scheiße is das ...)
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