Abgelenkt

Der langweilige Blog eines langweiligen Schriftstellers.

Sonntag, November 11, 2007

"tu es un prodige"

Bei Gott, meine Entscheidung mit dem bloggen aufzuhören stand bereits fest. Daran hätte mich keiner auf dieser Welt hindern können. DU hast es trotzdem getan.
Du weißt wer ich bin. Ich habe große Teile meines Weltbilds in fließenden Sätzen vor dir ausgebreitet und du warst erstaunt. Das war ich noch mehr, weil du mir als einzige dieses Gefühl geben kannst, alles gesagt zu haben, ohne dass dir auch nur eines meiner Worte entgangen ist. Dein aktives Zuhören fühlt sich an wie gestreichelt zu werden.
Mit dir bin ich die weiteste Strecke meines Lebens gefahren und ich habe dich ans Steuer gelassen, während ich versuchte die Karte zu lesen. Und als wir nach einer Umleitung ins Nichts und totaler Verpeiltheit doch wieder den richtigen Weg fanden, sagtest du zweimal, dass du mich dafür küssen könntest. Dass es nicht dazu kam, liegt daran, dass ich ein paar Mal gebremst habe obwohl ich dich selbst gerne geküsst hätte.
Auf dem Heimweg wollte ich mit dir ausbrechen. Meine "Lenk mich ab"-Fantasie keimte in mir nach langer Zeit wieder neu auf. Fast hätte ich dir ins Lenkrad gegriffen. Es ist besser es nicht getan zu haben, sonst könnte ich das hier vielleicht gar nicht mehr schreiben.
Mir kommt schon das Lachen hoch wenn ich daran denke, dass wir uns erst seit wenigen Tagen kennen und doch mehr über uns wissen, als andere, die seit mehreren Jahren Teil unseres Lebens sind. Wir teilen uns viele Gedanken. Oft spricht der eine das aus, was der andere gerade erst gedacht hat. Dennoch sind wir grundverschiedene Menschen, findest du nicht? Während du vor einigen Jahren mit deinen Freunden an einem Lagerfeuer saßt, hockte ich noch als einzig nüchterner in einem heruntergekommenen Zimmer wo acht Leute sich die Birne wegkifften, einer nach Holzrosen-Körner-Verzehr auf den Teppich erbrach und ein anderer mit Codein experimentierte. Während du lange Strecken auf dem Fahrrad fuhrst, stand ich kurz davor, mir mit dem Skateboard alle Knochen zu brechen. Während du bis drei Uhr in der Nacht für die Uni lernst, versuche ich mein eigenartiges Leben zu ertragen. Aber mir geht's gut oder anders gesagt: Mir ging's schon mal viel schlechter. Außerdem mögen meine Mitmenschen mich, zumindest merke ich nichts davon, dass es anders wäre. Wie dem auch sei, wir leben in unterschiedlichen Welten, sind jedoch im Geiste vereint.
Als du vorgestern Nacht zu mir kamst, du ein paar schöne Melodien zum Besten gabst und ich nach sehr langer Spielpause versuchte, dich auf dem Schlagzeug zu begleiten, fühlte ich mich wohl und ich hätte gerne den Volume-Regler am Gitarrenverstärker bis zum Anschlag aufgerissen und die Plastik-Besen gegen Trommelstöcke aus vor Hitze glühenden Stahl eingetauscht. Ein Schlag und die Trommelfelle würden Feuer fangen. Das Fleisch löst sich brennend und schwarz von meinen Handknochen, aber ich würde nicht aufhören zu spielen. Und wenn das Drum-Set keinen Ton mehr von sich gibt, schlage ich einige Wirbel auf meinem Kopf. Du musst gerade denken, dass ich verrückt bin, das bin ich aber nicht. Ich bin nur ... tja ... ich bin nur schrecklich verliebt.
Ich zeigte dir ein paar meiner alten Songs und ich weiß dass dir bei weitem nicht alles gefiel, trotzdem nahmst du dir die Zeit und Ruhe alles interessiert anzuhören. Dir schmiss ich Teile meines alten Lebens ins Ohr und es kamen Erinnerungen an die Zeit hoch, in denen ich diese Lieder schrieb.
Natürlich alberten wir viel herum. In einem Moment besiegte ich dich im Daumen-Catchen und im nächsten Augenblick konnte ich deine Hand nicht mehr loslassen und hielt sie sanft in meiner. Wenn ich eine andere Frau rumkriegen wollte, ergriff ich einfach ihre Hand um sie nach wenigen Sekunden wieder mit den Worten "mit mir geht das nicht so schnell, sorry" wegzuwerfen. Das geschah oft. So lockte ich Frauen, regte ihren Jagdtrieb an. Ich kann manipulativ sein. Auch deine Hand hielt ich. Doch "You make that dance look so new" und es fühlt sich so echt an. Bei dir wusste ich nicht wie ich hätte reagieren sollen. "I'm yours tonight." Deine Hand lag in meiner. Im Hintergrund lief das letzte Drittel des Team Sleep Songs "Ever". Was ging dir durch den Kopf? Ich weiß nicht mehr wie und mit welcher persönlichen Rechtfertigung ich den Griff von dir löste, ich tat es kurz vor den Gedanken dass das zu schnell ging und ich sie gerne noch etwas gehalten hätte. Ich stoppte den Song. Die Stille durchbrach ich mit irgendetwas belanglosen und wir sprachen zueinander als wären die letzten Sekunden gar nicht gewesen. Ich bremste ein paar mal.
Nachdem ich dich irgendwann um die Mitternachtsstunde nach Hause brachte, nahm ich die Kälte als persönliche Rechtfertigung dich umarmen zu wollen. Meine rechte Hand wollte an dein Haar, ich drückte aber nur leicht gegen die Kapuze deiner Jacke. Trotzdem war diese Umarmung etwas inniger als zwischen normalen Freunden. Küssen wollte ich dich. Aber ich legte eine Vollbremsung hin. Und wer weiß ob du das auch gewollt hättest. Vieles kann nur Einbildung sein, Missinterpretation oder Wunschdenken.
Heute nach der Kirche wartete ich natürlich auf dich. Von meinem Platz aus konnte ich dich während der Messe nur sehr schlecht sehen, aber meine Augen ruhten oft auf dir. Ich glaube sogar dass du mich auch irgendwo in der Menge gefunden hattest. Meine Cousinen wollten nach Hause gebracht werden und ich hätte es tun müssen, wäre uns nicht meine Tante entgegengekommen. Also ging ich mit dir. Wir gingen einen anderen Weg als letztes Mal. Du gabst mir den Soundtrack zu „Die fabelhafte Welt der Amelie“ in die Hand. Während ich dir den Titel meines Lieblingslieds vom Rear-Cover vorlesen wollte, kamst du nah zu mir und haktest dich bei mir ein. Daran hatte ich schon am Tag zuvor gedacht, dass ich es gerne gehabt hätte, dass du bei mir eingehakt mit mir auf einem Weg zwischen nassen Herbstblättern auf grünen Wiesen gehst, fast so wie heute (ich kann schon gar nicht mehr richtig denken und schreibe komische Sätze). Du warst nicht lange eingehakt. Wie war das nochmal mit den Haken und Schlaufen (13.10.2005)? Lasse ich alle Stricke reißen? Ich wollte dich nicht nur neben mir herlaufen lassen, ich wollte dich auch spüren, als Zeichen unserer Verbundenheit, die ich zweifelsfrei zwischen uns sehe. War dann wohl die Handbremse dass ich stets darauf achtete, nie weniger als eine Hand breit Luft zwischen uns zu lassen.
Am ganzen Körper möchte ich dich küssen. Ich möchte deinen Puls- und Herzschlag auf meinen Lippen spüren. Ich will dir nicht weh tun. Ich will dich nicht verletzen. Mein Leben kann dir aber keine Garantie darauf geben, dass ich es niemals tun werde. Habe ich genug Herz für dich? Du weißt dass meine Liebe bereits großzügig verteilt ist. Genüge ich dir? Reicht es dir mich einmal in der Woche zu sehen, wenn überhaupt? Liebst du mich? Empfindest du ähnliche Gefühle wie ich? Ich hatte zwei andere Mädchen parallel zu dir, eine davon ist mein wahr gewordener versauter Traum aus zahllosen Nächten, aber keine Angst, nicht einer kam ich bis dahin so nah wie dir. Was ich gedenke zu tun? Ich habe ihre beiden Telefonnummern gelöscht (sie warten nach wie vor auf einen Anruf von mir). Ich habe sie aus meiner studivz-Freundesliste geschmissen. Ich habe ihre eMail-Adressen aus meinem Adressbuch gestrichen und all ihre neuverliebten Nachrichten gelöscht. Vielleicht wirst du sie beide irgendwann einmal kennenlernen wenn sie mich angepisst zur Rede stellen und ich ihnen entgegnen werde, dass mein Herz auf der Suche nach Liebe gerne entgleist und auf den Dächern der unscheinbarsten Bahnhöfe zum Stehen kommt. Wo meine Liebe hinfällt, bricht sie sich das Bein und steht erst wieder auf um sich vor lauter Selbsthass in einer einsamen Ecke wo niemals Licht hinfällt, auch noch das andere Bein zu zertrümmern.
Dir kann ich niemals genug sein, glaub's mir. Ich bin eine Mogelpackung. Dinge die ich sage und die dich staunen lassen, sind nicht von Belang. Das einzige was mir wirklich wichtig ist: Dass wir beide uns noch lange erhalten bleiben und nichts aufs Spiel setzen, das wir uns nur sehr schwer wieder aufbauen können. Lass dich auf die Stirn küssen, meine Prinzessin. Nach langer Zeit spüre ich wieder Liebe und du bist Schuld!

"weißt du, was ich erschreckend finde?"
"was"
"dass man unter umständen jahrelang einen menschen sieht, ihn nur sieht, aber nie mit ihm redet. und tut man es dann doch einmal, kann man feststellen, dass dieser mensch toll ist."

Seh ich genauso.

adieu
und
rêve bien

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Mittwoch, November 07, 2007

Noch nicht ganz zurück

Deshalb hier für euch eine Selbstdarstellungsplattform auf meiner Selbstdarstellungsplattform.

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