Abgelenkt

Der langweilige Blog eines langweiligen Schriftstellers.

Montag, April 24, 2006

What's up, Doc?

Heute war ich beim Arzt. Diesmal war es mein Sportarzt, ich wollte ihm einfach kein neues Update in meiner Unfallkartei vorenthalten. Am Telefon verkuppelte man mich aber sofort mit dem Unfallchirurg der gemeinschaftlichen Praxis, ein Kerl mit unaussprechlichen Namen. Da ich ihn in guter Erinnerung hatte, sagte ich zu. Beschissene Terminlücken und wunderschöne Schmerzen aufgrund unruhigen Schlafes in dem mein kaputter Fuß an alle Ecken und Kanten meines Bettes schlug, ließen mich für heute Schule schwänzen (entgegen meiner Mitstudenten sage ich „Schule“ dazu, FH steht für nichts anderes als Fachhochschule). Ich hätte schon schreien wollen als ich aus dem Bett stieg und das Blut sich im rechten Fuß sammelte. Über Nacht ist er natürlich tüchtig angeschwollen, weswegen ich meine eigenhändig zerschnittenen „Unfallsocken“ mit Einschnitt im Gummi anziehen musste, alles andere wäre nur unnötig masochistisch gewesen. Meine Einlagen in den Schuhen musste ich auch rauswerfen, denn dieses erbarmungslose Engegefühl möchte ich nicht im Schuh mit einem angeschwollenen Fuß haben, viel eher in einer feuchten Fotze mit meinem Dingsda, falls ihr versteht. Schade dass ein Fuß – zumindest bei mir – keine erogene Zone ist und man seinen Schuh nicht mit der Ferse ficken kann um danach schön in die Hose zu spritzen (ein Orgasmus soll ja auch schmerzlindernd sein, was ich wirklich nicht beurteilen kann; klärt mich doch mal über Selbstversuche auf).

Nach kurzer Wartezeit kam ich ohne dass jemand auch nur ansatzweise nach meinem Fuß gefragt hätte, in den Röntgenraum. Dort sagte ich, dass man auf einem Röntgenbild doch keine Bänder sehen würde, und dass es wohl weniger die Knochen betrifft (ich weiß so was). Dann halt wieder zurück ins Wartezimmer, diesmal etwas länger. Sorry, nichts gegen eine gesunde Portion Röntgenstrahlen, aber das erschien mir doch etwas unnötig. Ich spekulierte einfach nur mit einer Bandage und fertig. Später, im Sprechzimmer des Arztes, sah ich mich ein klein wenig um, betrachtete die Bilder an der Wand. Es galt weitere Wartezeit totzuschlagen, der Arzt wollte sich einfach nicht blicken lassen. Links neben mir sah ich dieses riesige Bild von einem gigantischen blutüberströmten Fleischklops, an dem mein zuständiger Arzt und ein weiterer gerade chirurgisch fuhrwerkten. „OP am Knie“ stand dort. Knie? Wo war da bitte ein Knie, geschweige denn das dazugehörige Bein? Es schien abgetrennt zu sein, für Übungszwecke, ein hochgezüchtetes Schweinebein oder das von einem Elefanten. Der Arzt kam ins Sprechzimmer, mit seinen blonden Haaren, den blonden Augenbrauen, mit seinem unaussprechlichen Namen und seiner emotionalen Kälte. Er schien sich überwinden zu müssen um mir überhaupt die Hand zu reichen. Um die Stimmung etwas aufzulockern fragte ich: „Entschuldigung aber, was ist denn das für ein Knie, bitte schön?“, „Das ist ein menschliches Knie.“, sagte er sichtlich genervt. „Ein menschliches --- ? Wirklich?! Faszinierend.“ Dann war es wohl die weiße Version von Ronny Coleman’s Bein. „Warum sind Sie hier?“, fragte er mich. „Bin beim Skateboard fahren umgeknickt.“, „Knöchel?“, „Also nicht direkt der Knöchel, die Bänder halt.“, „Die Bänder, dass kann von Kopf bis zum Zeh sein.“, „Na schon am Fuß, Knöchel, aber nicht direkt der Knöchel, die Bänder halt.“ Da gab es anatomisch gesehen einen beträchtlichen Unterschied zwischen dem Knöchel direkt und den weit darunter befindlichen Ort des Schmerzes, an den Bändern. „Das meinte ich doch.“, sagte er immer noch genervt. Er war wirklich schlecht drauf. Komisch, als er noch neu war in der Praxis meines Sportarztes, schien er mir erfrischend freundlich und lebensfroh. Wahrscheinlich gibt er sich Kindern – ich war zu diesem Zeitpunkt eins – etwas netter, zu wünschen wäre es jedenfalls, weil junge Patienten sicherlich Angst vor dieser fast 2m großen, russischen (oder polnischen) Ekel-Erscheinung haben. Er hatte auch abgenommen, wie ich bemerkte. Auf seinem Schreibtisch sah ich das Foto einer hässlichen Tussi, wahrscheinlich seine Frau, während er an meinem Fuß herumdrückte („Tut das weh?“, „Nein.“, „Da?“, „Nein.“, „Und das hier?“, „Ja, ja, ja!“). Arbeitsstress und eine zuhause wartende Frau von der man sich keinen Blasen lassen will um Verspannungen zu lösen, weil sie einfach zu hässlich ist…das kann schon an den Nerven zerren, trotzdem war er einen Zacken zu unfreundlich. „Wo sagten Sie noch mal ist ihnen das passiert? Beim Inline Skaten?“ Beim was?! Komm schon Junge, werd nicht grob. Inline Skaten!? „Nein, nein. Beim Skateboarden.“, „Das müssen wir röntgen.“, „Besteht der Verdacht auf einen Bruch?“, hakte ich nach. „Ja, sonst hätte ich ihnen das ja nicht angeboten.“, grässlich betont, mit sehr viel Antipathie gemischt. Oh, entschuldigen Sie, eure königliche Hoheit. Wie konnte ich es wagen ihre Unfehlbarkeit anzuzweifeln? Arschficker. Für das Inline Skate hätte ich ihm mit dem gesunden Fuß ins Gesicht treten sollen.

Wartezimmer, dann erneut Röntgenraum. „Also doch.“, sagte ich zur Sprechstundengehilfin. Die schmiss mich gleich auf den Tisch und schob mich unter das Röntgengerät. Meine Zehen sollte ich nach oben winkeln, was nur mit dem großen Zeh ging, und das nicht mal besonders gut. Als sie die Fotos schoss, fragte ich mich, ob ich einen hochkriegen würde wenn sie an meinem großen, hässlichen, verkrampft nach oben gebogenen Zeh lutschen würde. Blöde Frage, natürlich würd ich. Ein paar Stellungsspielchen („Bitte nach rechts drehen. Gut, nach links. Jetzt machen wir eine Draufsicht.“) und der (Fuß)Kas war gegessen. Tja, und bevor dieser Eintrag zu lang wird, gibt es in den nächsten Tagen (vielleicht schon Morgen) eine Fortsetzung mit dem „überraschenden“ Ergebnis.
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1 kommentare von leuten die ich nicht kenne:

At 8:19 PM, Anonymous Anonym sagt ungefragterweise...

alta, bissu behindat?

 

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