Abgelenkt

Der langweilige Blog eines langweiligen Schriftstellers.

Sonntag, April 23, 2006

Sidewalk Surfin' Bijatch

Ich komme gerade von einer kleinen Skateboard-Tour. Ich brauchte es einfach, den Wind in meinen Haaren, das Singen des Asphalts, die Vibration an meinen Füßen...die Sonne schien nachdem es die letzten Tage wie auch heute früh noch geregnet hat. Mein Weg führte mich durch die halbe Stadt, ohne dass irgendwas gewesen wäre. Vor meiner Haustüre probierte ich dann wieder die alten Tricks. Ein bisschen springen hier, ein bisschen freestylen (etwas wie Bodenturnen mit dem Skateboard und damit meine ich nicht "auf's Maul fallen")...schnell wuchs mein durch lange Skatepausen geschwächtes Selbstbewusstsein und ich wollte mehr. Ein an sich einfacher Trick sollte es sein: Der Ollie North. Man springt mit dem Skateboard hoch, wie bei einem Ollie. In der Luft löst man in einer kurzen Trittbewegung den vorderen Fuß vom Skateboard und landet wieder drauf, kein großartiger Stress. Ein paar Trockenübungen in der Wiese im Stehen hätten nicht geschadet, aber nein, ich wollte es gleich "richtig" machen. Üblicherweise steht man den Trick am besten, wenn man ihn von ein paar Stufen runter macht. Meine bisherigen Erfahrungen mit Stufen sind doch eher ernüchternd, weswegen ich mir einen etwas höheren Bordstein suche, von dem aus ich springen möchte. Ich fahre los, etwas schneller, weil dass ganze dann um ein Beträchtliches einfacher und wirkungsvoller wird. Das Tail schnalzt auf den Boden, ich steige hoch, führe die Tritt-Bewegung aus...............und................knicke um...

...diesmal der rechte Fuß.

Unter meinem Köchel hat sich eine spitze Schwellung gebildet, die wie ein weiterer, viel größerer Knöchelknochen aussieht. Es tut weh, aber das ist mir egal, macht mir nichts aus, das bisschen ziehen. Nur auf Krücken möchte ich liebend gerne verzichten, vor allem weil meine letzte Krückentour noch immer in den Köpfen meiner Kommilitonen rumschwirren dürfte und Lästereien damit vorprogrammiert sind. Es tut nicht besonders weh, aber was mir dafür umso mehr weh tut, ist der Verzicht auf Skateboarden. Ich war voller Tatendrang, wollte es wieder in Angriff nehmen, und schon wieder ein erneuter Rückschlag. Auf das Gefühl beim bloßen Fahren verzichten zu müssen, auf die gesamte Geräuschkulisse der brausenden Rollen, das Schaben der Schuhe auf dem Griptape, das Klacken und Schlittern des Tails...ich möchte einfach nur geliebt werden, so sieht's aus. Früher war ich eins mit meinem Skateboard, "One Love" versteht ihr? Die einzig wahre Liebe, mein Skateboard und ich. Jetzt scheint es mich zu hassen. Menschen gingen, mein Skateboard blieb. Ich erinnere mich daran wie ich mein erstes Skateboard bekam. Ich war noch nicht mal in der Schule. Damals fuhr ich auf den Knien Berge runter. In meiner Clique war ich der erste der mit dem Skateboard ein klein wenig springen konnte, was ein kleines Wunder war, denn ich hatte nur ein sehr billiges Brett in einer übertrieben ausladenden Street-Deck-Form. Später kamen weitere Skateboards hinzu die früher oder später kaputt gingen und sofort durch ein neues ersetzt wurden, aber mein jetziges Skateboard hielt besonders lange und vor allem, es hielt zu MIR, was ich von meinen Freunden nicht erwarten konnte. Manchmal kotzt mich einfach alles an. Das würde es auch wenn ich nicht umgeknickt wäre. Ich trauere Menschen hinterher, Menschen die einfach zu einer falschen Zeit in mein Leben traten und deshalb nicht von mir festgehalten wurden. Könnte ich Dinge rückgängig machen, noch einmal von neuem versuchen, ich hätte verdammt viel zu tun.
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1 kommentare von leuten die ich nicht kenne:

At 2:23 PM, Blogger Unknown sagt ungefragterweise...

SUPER Text, genauso fühl ich mich auch schon die ganze Zeit, wenn ich ehrlich bin seit Jahren.

Wenn ich nur manches anders gemacht hätte...

 

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